In Mode- und Stilratgebern ist immer viel vom Businesslook die Rede, und gemeint ist damit meist der sehr konservative und strenge Dresscode von Bankerinnen, Juristinnen und Brokerinnen. Aber nicht jede berufstätige Frau arbeitet im Wertpapierhandel, an der Börse oder in einer Anwaltskanzlei, schließlich gibt es eine ganze Menge andere Jobs mit völlig anderen Dresscodes. Für die Zahnärztin sind die meisten Businesslook-Tipps also genauso wertlos wie für die Friseurin, die Buchhändlerin oder die Regieassistentin.
Jeder Beruf und jede Branche hat eigene modische Gesetzmäßigkeiten. Die Marktleiterin beim Discounter wird etwas anderes anziehen als die Ministerin. Deshalb müssen Stylingregeln für die Arbeitswelt möglichst weit gefasst werden. Natürlich kann man hier nicht genau erklären, was eine Elektrohandwerksmeisterin bei der Auftragsakquise tragen soll oder eine angehende Lebensmittelchemikerin beim Vorstellungsgespräch. Aber wir wollen versuchen, ein paar Hinweise zu geben, von denen jeder etwas hat – so allgemein wie nötig, so speziell wie möglich.
Businessoutfits haben eines gemeinsam: In neunzig Prozent der Fälle sind es nicht die Klamotten, die wir privat anziehen würden. Bei Jobs, die eine bestimmte Berufskleidung erfordern, sowieso nicht, aber oft genauso wenig bei Tätigkeiten, die man theoretisch in jeder Art von Kleidung erledigen könnte. Tagtäglich haben wir Erwartungen zu erfüllen – die des Arbeitgebers, der Kollegen oder der Kundschaft.
Tun wir das nicht, hat dies eventuell unangenehme Folgen, im schlimmsten Fall könnten wir den Arbeitsplatz verlieren. Die meisten Leute haben allerdings kein Problem damit, gewissen Kleidungsanforderungen nachzukommen, schließlich muss man im Berufsleben auch sonst Kompromisse machen. Echte Konflikte entstehen nur dann, wenn der Dresscode mit religiösen Gebräuchen kollidiert. Klassisches Beispiel: das Kopftuchverbot für die muslimische Lehrerin.
Trotz aller Rücksicht auf die Konventionen des beruflichen Alltags sollte unsere Job-Kleidung aber immer zu uns passen und nie Ver-Kleidung sein. Das ist in vielen Fällen leichter gesagt als getan, denn oft verlangt der Dresscode genau das Gegenteil von dem, was wir als unseren persönlichen Stil bezeichnen würden. Viele sagen sich dann „Augen zu und durch“, doch blinde Anpassung ist keine Dauerlösung. Denn von Montag bis Freitag zwischen neun und siebzehn Uhr eine Rolle zu spielen und nur abends und am Wochenende sein wahres Gesicht zeigen zu dürfen ist unbefriedigend. Wenn Sie sich in Ihrem Job langfristig wohl fühlen möchten, dann sollten Sie versuchen, einen modischen Kompromiss zu finden, der für Ihre Chefs, Mitarbeiter und Kollegen genauso akzeptabel ist wie für Sie selbst. Sicher ist, dass die Branche der Berufkleidungshersteller stetig wächst; es sollte also für jeden Beruf und Geschmack etwas passendes zu finden sein.
Grundregeln für die Kleidung im Job
Kleidung und Job – bei diesem Thema kriegen viele Frauen die Krise. Mal ist man zu leger angezogen und dann wieder so schick, dass die Chefin neidisch wird. Wir nennen die wichtigsten Regeln, damit Sie sich im Modedschungel des Arbeitslebens besser zurechtfinden.
Das A und O: Gepflegtheit
Egal, ob Sie hinter der Wursttheke stehen, Bier zapfen oder Schuhe verkaufen, Ministerin sind, Friseurin oder Ärztin, sich in Ihrem Job leger kleiden können oder absolut klassisch auftreten müssen: Seien Sie immer topgepflegt. Damit zeigen Sie, dass Sie Kollegen und Kunden respektieren. Strähniges Haar, abplatzender Nagellack, fehlende Knöpfe, schief gelaufene Absätze oder schmutzige Kleidung demonstrieren ziemlich deutlich, dass Ihnen Ihre Mitmenschen schnuppe sind.
Schick, aber nie zu schick
Sie dürfen sich für die Arbeit ruhig ein bisschen schick machen, übertreiben Sie es aber nicht. Wenn Ihr Styling nämlich zu hochwertig und perfekt ist, weckt das eventuell den Neid der Kolleginnen. Außerdem wird allzu schicken Frauen gern unterstellt, dass sie durch ein schönes Äußeres von Inkompetenz und mangelnder Konzentration auf den Beruf ablenken wollen. Oder dass sie es auf den Chef abgesehen haben.
Vorsicht mit sexy Outfits
Wann immer Sie im Zweifel sind, ob das Outfit nicht zu offenherzig ist, lieber auf Nummer sicher gehen und die etwas zugeknöpftere Variante wählen. Im Büro kriegt man als Frau nämlich ruck, zuck den Stempel Sexbombe aufgedrückt.
Der Look muss zur Branche passen
Was Sie im Detail anziehen, ist Ihre Sache. Die Grundidee des Outfits sollte aber zu dem passen, was in der jeweiligen Branche üblich ist. Beispiel: Wenn Sie im Vertrieb arbeiten, sollten Sie grundsätzlich korrekt gekleidet sein, aber auch hier gibt es Abstufungen. Haben Sie Mode zu verkaufen, dürfen Sie ruhig ein bisschen tiefer in die Styling-Kiste greifen. Sind Sie jedoch Pharmareferentin oder Handelsvertreterin für Bücher, ist eher etwas Zurückhaltung angesagt. In einem Büro-Job würde sich beispielsweise eine Bluse mit Firmenlogo anbieten.
Das Styling muss zu Ihrer Stellung passen
Die alte Grundregel, nie underdressed, aber auch nie overdressed zu seinem trifft besonders im Job zu. Wenn die frisch gebacken Produktmanagerin wesentlich eleganter auftritt als die Marketingleiterin, kann das zu peinlichen Situationen führen. Beispiel: Die Produktmanagerin und die Marketingleiterin besuchen einen neuen Kunden, und der begrüßt die Juniorin aufgrund ihres Outfits als die Chefin. Auf der anderen Seite sollten Frauen in Führungspositionen auch nicht in Kleidern vom Billig-Discounter auftreten. Je hochrangiger Ihre Stellung, desto hochwertiger muss Ihre äußere Erscheinung wirken, jedenfalls in jeder auch nur ansatzweise hierarchiebewussten Branche – und das sind nun mal fast alle.