Was ist Kommunikation nach Watzlawick?

Kommunikationsmanagement

Watzlawick und menschliche Kommunikation

Paul Watzlawick war Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler. Er befasste sich intensiv mit den Eigenschaften zwischenmenschlicher Kommunikation. Sein bahnbrechendes Werk „Menschliche Kommunikation“ erschien 1967 zum ersten Mal. In diesem Grundlagenwerk der Kommunikationspsychologie stellte er fünf Axiome vor.

Axiome sind als wahr definierte Grundsätze, keine unumstößlichen Fakten.

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Man kann nicht nicht kommunizieren.

Das berühmte erste – und umstrittenste – Axiom. Mit jedem Verhalten drückt der Mensch etwas aus, jedes Verhalten hat Mitteilungscharakter. Dieses sogenannte nonverbale Verhalten ist Teil der Kommunikation, es beeinflusst die Menschen in der Umgebung.

Wenn sich zwei Menschen unterhalten, kommunizieren sie. Auch wenn eine Person nur zuhört, kommuniziert sie. Selbst wenn jemand gar nichts sagt und still in der Ecke sitzt, kommuniziert er.

Jede Person kommuniziert etwas über sich, über die Situation über die andere Person. Eine sehr wichtige Schlussfolgerung daraus ist, dass sich jeder Mensch intensiv mit seiner Kommunikation auseinandersetzen sollte. In zahllosen Momenten trifft man die Entscheidung, gut oder schlecht zu kommunizieren. Höre ich aufmerksam zu? Wirke ich gelangweilt und schaue auf die Uhr? Spiele ich sogar auf meinem Handy herum?

Dieses Axiom betrifft nicht nur die Körpersprache. Verhalten ist viel mehr – Mimik, Gestik, Körpersprache. Auch Aussehen, Kleidung und Benehmen senden eine Botschaft. Jeder Bewerber weiß, dass der erste Eindruck die Kommunikation bestimmt.

Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.

Es gibt keine rein informative Kommunikation zwischen Menschen (Siri und Alexa zählen nicht).

Wer sagt etwas? Wie wird es gesagt? Welcher Unterton, welche Gestik, welche Mimik? Hinter dem Beziehungsaspekt einer Nachricht steht immer die Frage: Wie stehen wir zueinander? Laut Watzlawick bestimmt die Beziehung den Inhalt. Der Inhalt, was gesagt wird, spielt eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, wie die Interaktionspartner zueinanderstehen.

Das ist sehr wichtig, denn eine negative Beziehung wird die Kommunikation empfindlich stören. Wir mögen z. B. die neue Arbeitskollegin nicht. Alle ihre Argumente in einer Diskussion werden wir abwerten – auch wenn es gute und schlüssige Argumente sind. Das ist im Leben hinderlich – in der Karriere und im Job ganz besonders. Mit fähigen Leuten sollte man gut und professionell zusammenarbeiten – man muss nicht jeden mögen.

Umgekehrt muss man sich in einer führenden Position darüber klar sein, dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden kann. Ein Chef, der vergisst zu grüßen hat eine ungleich größere Wirkung, als ein grummeliger Portier.

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Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung zugleich.

Menschliche Interaktionen haben keinen Anfang und kein Ende, sie verlaufen kreisförmig. Vor der Kommunikation gab es Situationen und nachher wird es Situationen geben. Diese Situationen werden von den Teilnehmern der Kommunikation subjektiv beurteilt.

Es ist daher bei einem Streit unmöglich festzustellen, wer angefangen hat. Es gibt nicht einen bestimmten Punkt, es gibt eine lange Entwicklung. Der Quartalsbericht wird zu spät fertig, der folgende Konflikt hat viel früher begonnen. Der Vorgesetzte schäumt: Auf nichts kann ich mich verlassen! Alles muss ich selber machen! Nie wird etwas rechtzeitig fertig! Der säumige Angestellte hält dagegen: Ständig mache ich Überstunden! Nie ein Lob! Die Zahlen wurden viel zu spät geliefert!

Störungen in der Kommunikation entstehen häufig durch Informationsdefizite.

Jeder Teilnehmer definiert für sich selbst Start und Ende eines Gesprächs oder einer kommunikativen Situation. Auf objektiver Ebene gibt es aber nicht Start und Ende, denn man kommuniziert immer. Deshalb definieren die einzelnen Parts den Beginn und das Ende für sich selbst. Das ist die schwierige – weil subjektive – Beziehungsebene. Auf inhaltlicher Ebene gibt es eine klare Aussage. Die Person hat das gemacht, die Person hat das gemacht. Aber die emotionale Beziehung definiert jeder für sich selbst.

Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.

Digital bedeutet, etwas ist ganz klar definiert. Analog bedeutet, es ist interpretierbar.

“Der Zucker steht nicht auf dem Tisch”, ist eine klar definierte digitale Modalität. Die analoge Kommunikation ist ungenau und übermittelt den Beziehungsaspekt. Körpersprache, Stimme, Mimik und Gestik sind analoge Modalitäten und werden subjektiv interpretiert. Ist die Stimmlage freundlich, sachlich oder genervt.

Kommunikation bedeutet Empathie, aber auch Selbstreflexion. Wie wirkt das, was ich sage? Feedback von einer neutralen Seite kann sehr hilfreich sein. Wie gebe ich meine Botschaften weiter?

Kommunikation verläuft symmetrisch oder komplementär.

Kommunikation ist symmetrisch, wenn die Kommunikationspartner auf der gleichen sozialen Stufe stehen. Kommunikation kann aber auch komplementär sein: Spricht ein Chef mit Angestellten, unterhält sich ein Vater mit der Tochter handelt es sich um komplementäre Kommunikation. Ob die Beziehung symmetrisch oder komplementär ist, drückt sich in der Kommunikation aus.

Keine Form ist besser als die andere. Die Kommunikation verläuft jedoch gestört, wenn die Akteure ihre Beziehung unterschiedlich definieren. Wenn eine Person Gleichheit in der Interaktion anstrebt, während die andere Person Unterschiede betont.

Da die Beziehungsebene die Sachebene definiert, (zweites Axiom) ist gelungene Kommunikation eine große Herausforderung. Wertschätzung des Gesprächspartners ist die Grundlage guter Kommunikation. Von oben herab zu kommunizieren, schafft Probleme. Behandelt man sein Gegenüber mit Respekt, werden Anweisungen oder Kritik nicht als herabwürdigend empfunden.

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